Der richtige Einsatz von Lob

Was kann man mit Lob erreichen?

Erst einmal ist es wichtig „Lob“ zu definieren. Jeder Mensch, jeder Hund versteht darunter etwas anderes. Nennen wir es mal einen (An-)Reiz. Die Art der wahrgenommenen Reize hängt von der Sinnesausstattung und der Wichtigkeit ab.

Ein Reiz, der den Hund dazu motiviert ein bestimmtes Verhalten häufiger zu zeigen, ist ein Verstärker. Der Hund ist ein Egoist und Opportunist. Das bedeutet, Dinge müssen sich für den Hund lohnen, nur dann wird er sie öfters tun. Auch der Mensch macht nichts uneigennützig. Oder wie lange arbeiten Sie ohne Gehalt?

Die Verstärkung beschreibt ein Ereignis, welches die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ein bestimmtes Verhalten (häufiger) gezeigt wird. Fast jeder hatte schon mal im Biounterricht Pawlow und Skinner. Beide sind Wissenschaftler, die für das Training wichtig sind. Der „Pawlowsche Hund“ steht für die „Klassische Konditionierung“, die Skinner Katze für „Operantes Konditionieren“. Sehr vereinfacht und als Merksatz kann man zusammenfassen: Dinge, die GLEICHZEITIG passieren, werden verknüpft UND Verhaltensänderungen werden gezeigt, wenn es sich LOHNT.

Welche Verstärker kommen beim Hund überhaupt an?

Im Ganzen gibt es vier verschiedene Möglichkeiten einem Hund Dinge beizubringen, egal von welcher Trainingsphilosophie wir sprechen. Unterschieden wird zwischen „positiver“ und „negativer“ Verstärkung und der Vollständigkeit halber zwischen „positiver“ Strafe und „negativer“ Strafe. Alle vier bewirken, dass das eine Verhalten häufiger und ein anderes dafür weniger häufig gezeigt wird.

Bei positiven Verstärkern – auch Belohnung genannt – wird ein angenehmer Reiz auf ein gewünschtes Verhalten zugefügt. Zum Beispiel ist Lob ein positiver Verstärker. Durch Lob während eines Verhaltens tritt dieses öfter auf – es verstärkt sich. Dem Hund Aufmerksamkeit zu entziehen, ist eine negative Strafe und wird ihn dazu bringen andere Dinge zu tun (= zu verstärken), die ihm wieder Aufmerksamkeit bringen.

Wie finde ich den perfekten Verstärker?

Das kommt auf den Hund, die Situation und das menschliche Geschick an. Ein Verstärker sollte folgende Eigenschaften haben: schnell, angemessen und wichtig. In anderen Worten: Er sollte unmittelbar sein, er muss in einem bestimmten Verhältnis zu dem erwünschten Verhalten stehen und er muss wertvoll genug sein.

Die Empfänglichkeit für diese Verstärker ist unterschiedlich. Verstärker variieren in der Intensität auch aufgrund von anderen Faktoren wie Umwelt (Geräusche, Gerüche…) und Emotionen (Angst, Erregung…). Unter anderem deshalb erscheinen manche Hunde sich von selbst zu erziehen, andere dagegen sind weniger empfänglich.

Als bekannte Verstärker gelten:

Streicheln:

Die Pflege des Sozialkontakts ist in Ruhephasen wichtig. Hier dient es auch als Verstärker. In Aktionsphasen ist es eher hintergründig.

Bsp: Der Hund hat den ganzen Tag Aufmerksamkeit, warum sollte er allein für Zuwendung arbeiten? Ein spielender Hund hat schon ganz tolle Sozialkontakte, warum soll er nur für eine Streicheleinheit zum Besitzer kommen?

Spielsachen:

sind prinzipiell gut geeignet. Das Loslassen des Spielzeugs muss aber stressfrei sein. Der Spielzeugverstärker ist meist mit einer Trainingsunterbrechung verbunden, da man es ja erst einmal wieder bekommen muss, bevor man weitertrainieren kann.

Futter:

ist ein primärer Verstärker und somit in der Bedürfnisreihenfolge für einen Hund meist sehr wichtig. Da der Hund das Futter behalten darf, ist es auch konfliktfrei. Im Gegensatz dazu muss ein Spielzeug wieder hergegeben werden oder Streicheln beendet werden. Ist der Hund jedoch satt oder an „Früchte aus dem Paradies“ gewöhnt, sieht er keine Notwendigkeit, sich für Futter anzustrengen. Entsprechend ist es kein Verstärker mehr, ähnlich wie ein Mensch an Weihnachten nach dem dritten gemeinsamen Essen mit der Familie.

Warum ist der Trainer beim Verstärken wichtig?

Das Stichwort hier ist Timing. Dieser vielgenutzte Begriff bezeichnet die möglichst optimale zeitliche Abstimmung zweier Ereignisse. Kurz die Geschwindigkeit (und der exakte Futterpunkt) beim Belohnen des Hundes. Es ist also von Vorteil, wenn man erst ohne Hund verschiedene Möglichkeiten austestet, wie man seinen Hund belohnen möchte. Jeder muss seine eigene Version finden, damit er schnell und exakt belohnen kann. Dazu gehört zu testen, welche Futtertasche, welches Futter, welche Handhaltung, exakter Futterpunkt für verschiedene Übungen.

Welche Form des Trainings ist für Hunde am verständlichsten?

Das beste Training bzw. der beste Trainer ist der, der es schafft, dass das Tier fehlerfrei und stressarm lernt. Denn selbst, wenn die Fehler nicht belohnt werden, übt das Tier trotzdem diesen falschen Bewegungsablauf. Besser ist es also Fehler nicht passieren zu lassen.

Zuerst sollte man also selber wissen, was man genau trainieren/belohnen will. Es lohnt sich, das Training zu planen und evtl. erst mal „trocken“ mit menschlichen Trainingspartnern durchzusprechen. Hier ist es ratsam, die einzelnen Lernschritte genau zu planen und ohne Hund den Ablauf zu üben.

Durch Locken mit einem primären Verstärker (z.B. Futter) kann man schnell gewünschtes Verhalten herstellen, aber es gilt: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“ – also schnellstmöglich wieder abbauen.

Im Training sollte der Hund motiviert sein. Das gelingt, wenn man die Belohnungsfrequenz angemessen hoch hält. Wenn die Belohnungsrate zu niedrig ist, wird eine Verminderung oder Löschung des Verhaltens zu erkennen sein. Ist die Belohnungsrate zu hoch, lernt der Hund nichts mehr und man behindert den Trainingsfortschritt.

Die Trainingssituation sollte immer unter Kontrolle sein, damit der Hund keine falschen Lernerfahrungen macht. Beispielsweise wegrennen, obwohl gerade der Rückruf geübt wurde.

Dann ist noch wichtig, dass man die Ablenkung im Training nur sehr langsam erhöht mit dem Ziel, am Schluss die höchst nötige Ablenkung trainiert zu haben.

Übrigens beim Strafen entsteht Stress, der das Lernen behindern kann.

Welche Fehler begehen Herrchen und Frauchen im Kontext „Loben“ am häufigsten?

Im Zusammenhang mit der positiven Verstärkung stehen die Faktoren Timing, also wann wird belohnt, Kriterium, also was/wo belohnt wird und Belohnungsrate, also wie oft belohnt. Bei Misserfolgen im Training ist meist einer der Faktoren nicht ausreichend erfüllt bzw. bedacht worden.

Quelle: Hundeerziehung-online