Haben Hunde auch Stress?

Ja, auch Hunde haben Stress und genau genommen unterscheidet man dabei zwei verschiedene Formen:

Positiver Stress

Dazu zählt alles was viel Spaß macht, wie z.B. Rennen, Toben, Fressen, Spielen. Solange das ganze in einem bestimmten Rahmen bleibt, ist daran auch nichts schlimmes zu finden. Auch wir haben „Positiven Stress“, z.B. wenn wir uns auf unser erstes Date vorbereiten, unseren ersten Arbeitstag in der neuen Firma haben oder auch nur Freunde abends zum Essen eingeladen haben. Solange wir uns dazwischen Erholungspausen verschaffen und es nicht tagtäglich übertreiben, haben wir dabei Spaß und es tut uns gut.

Der Spaßfaktor sinkt dann in den Keller, wenn die Hunde „hochpushen“, wie z.B. beim monotonen und ständigen Stöckchen- und Ballwerfen (man redet hier mitunter auch von „Balljunkies“).

Negativer Stress

Negativer Stress entsteht z.B. dann wenn auf den Hund zu viel Über- oder Unterforderung oder zu viel Druck ausgeübt wird. Im aller ersten Schritt sorgt der damit verbundene (negative) Stress erstmal nur dafür, dass das Lebewesen „wach“ wird und sich alle Sinne auf diese eine Sache ausrichten. Wenn z.B. ein Mensch mit einer Spinnenphobie eine solche vor sich sieht, wird er sich auch nur noch darauf konzentrieren. Alle anderen Umgebungsreize (z.B. Nebengeräusche wie eine Unterhaltung am Nebentisch) werden rigoros ausgeblendet, damit die Spinne genau fokussiert werden kann.

Nimmt der Stress überhand oder gerät der Hund (oder auch der Mensch) zu häufig in Stress- Situationen, kann dies zu ernsthaften Erkrankungen führen.

Typische Ursachen für Stress bei Hunden

  • Umzug
  • Urlaub oder Aufenthalt in der Hundepension
  • Chronische Schmerzen
  • Akute Schmerzen
  • Angst / Trennungsangst
  • Und vieles mehr

Was bedeutet das nun für uns?

Ganz sicher möchte ich Sie nun nicht dazu animieren, ihren Hund fortan in Watte zu packen. Stress gehört zum Leben dazu und auch wir Menschen haben ihn hin und wieder. Wir lernen nicht nur damit umzugehen, das Gefühl einen stressigen Tag oder eine stressige Situation gut überstanden zu haben, fühlt sich sehr gut an und stärkt unser Selbstbewusstsein. Nur leider werden bei den Hunden die Stress-Symptome häufig gar nicht oder erst sehr spät erkannt, nämlich dann, wenn es sich an Symptomen bemerkbar macht, die uns stören (z.B. Zerstörungswut, Hypersexualität, Urinieren und Koten in der Wohnung, Bellen usw.)

Hier finden Sie eine Aufzählung von Signalen, die ihr Hund zeigt, wenn er sich in einer konfliktbeladenen Situation befindet:

  • Züngeln
  • Hecheln
  • Wegsehen, den Kopf wegdrehen
  • Sich schütteln („Stress abschütteln“)
  • Langsamer werden / Stehen bleiben / Einfrieren
  • Am Boden schnüffeln / Markieren
  • Sich hinsetzen oder hinlegen
  • Einen Bogen laufen
  • Steif werden / erstarren
  • Die Rute senkt sich
  • Die Muskelspannung verändert sich
  • Das Nacken- oder Rückenfell stellt sich auf

Aber bitte beachten Sie: All diese Signale KÖNNEN Stress signalisieren, MÜSSEN es aber nicht. Es muss immer der Gesamtkontext betrachtet werden. Nehmen wir z.B. einen Hund, der sich gerade schüttelt. Das muss erst einmal nichts besonderes sein. Hunde schütteln sich häufig über den Tag verteilt, z.B. wenn Sie gerade geduscht wurden oder sich in Sand gewälzt haben, ohne dass dies an eine Stress- Symptomatik gekoppelt ist. Schüttelt sich ihr Hund aber nachdem er gerade in eine Hundegruppe gekommen ist und zeigt dabei womöglich noch andere Anzeichen aus der oben stehenden Liste ist es sehr wahrscheinlich, dass ihm die Situation gerade nicht behagt.

Beobachten Sie Ihren Hund und lernen Sie ihn kennen!

Nehmen Sie sich doch diese Woche einfach mal vor, zu beobachten wie oft und in welchen Situationen ihr Hund sich über die Schnauze leckt und suchen Sie sich Woche für Woche ein neues Signal heraus. Sie werden überrascht sein, was Sie dabei alles entdecken!

Viel Spaß beim beobachten wünscht Ihnen…

Quelle: Hundeerziehung-online